Das Reciproc-System in der Wurzelbehandlung
Dr. Oliver Klenk, MSc, MSc
Die Qualität der modernen Zahnmedizin ist eng mit den Möglichkeiten durch moderne Geräte verbunden. Dies trifft auch die Wurzelkanalbehandlung zu, die ja eine der grundlegenden zahnärztlichen Behandlungen ist. Durch sie können viele Zähne gerettet werden, die sonst aufgrund einer Entzündung im Zahninneren gezogen werden müssten.
Bei dieser Behandlungsart werden die Wurzelkanäle vollständig sauber gemacht, d.h. das Gewebe mit den Nerven und Gefäßen, die entweder abgestorben sind oder abzusterben drohen, werden entfernt. Zudem müssen die Kanäle so erweitert werde, dass sie mit einem Füllmaterial verschlossen werden können, damit nicht eine erneute Infektion stattfinden kann.
Früher wurde diese Aufbereitung mit feinen Nadeln durchgeführt, die von Hand benutzt wurden. Zur primären Sondierung der Kanäle werden noch solche Nadeln verwendet. Der Nachteil der Verwendung von Handinstrumenten war, dass Krümmungen der Wurzelkanäle oft nicht ganz aufbereitet werden konnten, weil die breiteren Nadeln nicht elastisch genug sind. Und das von den Kanalwänden abgetragene Material war schwer zu entfernen, sodass es oft zum Verstopfen der Kanäle kam. Oder Nadeln brachen ab und waren dann meist nicht mehr entfernbar.
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Vor ca. zwei Jahrzehnten kamen dann rotierende Geräte zur Wurzelkanalaufbereitung auf den Markt. Sie führten dann in Verbindung mit neuen Materialien wie Titan/Nickellegierungen für die Nadeln bereits zu einer Verringerung der genannten Problematiken. Allerdings war das Risiko eines Bruchs der Nadeln immer noch hoch.
Einen Riesensprung gab es dann mit der Einführung des Reciproc-Systems im Jahr 2011.
Die Neuerung ist das reziproke Bewegungsmuster. In einer Frequenz von 10 Zyklen pro Sekunde findet zunächst eine linksgerichtete Drehung der Nadel statt, bei der aktiv Dentin geschnitten wird, und dann eine rechtsgerichtete Drehung, bei der dann das Dentin aus dem Kanal herausgeschoben wird.
Die Reinigung und Aufbereitung des Wurzelkanals ist damit viel schonender und gründlicher. Zudem ist eine Drehmomentbegrenzung eingebaut, sodass es extrem selten zu einer Fraktur des Aufbereitungsinstrumentes kommt.
Aber die Technik bleibt nie stehen. Man kann daher immer gespannt sein, welche neuen Technologien in der Medizin als nächstes zum Einsatz kommen.
Literatur:
Is the reciprocating movement per se able to improve the cyclic fatigue resistance of instruments?
P Kiefner , M Ban, G De-Deus
Endod J. 2014 May;47(5):430-6.